Buch: Dan Greenburg „Die Kunst, sich schlecht zu fühlen“
|„Lernen Sie, einen Raum so zu betreten, als erwarteten sie, jeden Augenblick ins Gesicht geschlagen zu werden“
Beim Lesen von Marshalls „Die Sprache des Lebens“ bin ich wieder über den Absatz gestolpert, in dem er aus Dan Greenburgs „Die Kunst, sich schlecht zu fühlen“ zitiert. Das hat mich neugierig gemacht und ich habe mir das Buch einmal zur Hand genommen.
Und ich habe es nicht bereut. Ich habe viel geschmunzelt und mehrfach laut gelacht – noch mehr Freude hatte ich, einzelne Passagen laut vorzulesen, wenn gerade jemand bereit war, mit ein Ohr zu leihen.
Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite wie ein Ratgeber geschrieben, der versucht, in die Kunst einzuweisen, sich unbeliebt zu machen und Leute von sich zu weisen und loszuwerden – wie eine Paradoxe Intervention in Buchform.
Der erste Teil befasst sich damit, wie man sich allein unglücklich machen kann indem man sich zum Beispiel in Ängste hineinsteigert oder ruhige Momente nutzt, um darüber zu grübeln, was falsch oder schlecht gelaufen ist und wie am besten an sich selbst gerichtete Vorwürfe aussehen können.
Der zweite Teil richtet den Fokus dann darauf, wie am besten und effektivsten die Menschen um einen herum dazu gebracht werden können, einen abzulehnen und sich von einem abzuwenden, wie man seine. Job verliert oder seine Beziehung zerstört.
„Die Entschuldigungen als Ablehnungshilfe
Wenn sie erst einmal einen vielversprechenden potentiellen Ablehnenden gefunden haben, müssen Sie dazu in der Lage sein, ihn wissen zu lassen, dass Sie jemand sind, der wünscht, abgelehnt zu werden.
Der beste Weg zur Erfüllung dieser Aufgabe ist, sich selbst auf subtile Weise schlecht zu machen – etwas auf eine rechtfertigende, selbst entschuldigende Art zu sagen, die nicht als falsche Bescheidenheit missverstanden werden kann. (Kaum jemand wird dumm genug sein, sie zu mögen, wenn sie klargemacht haben, dass sie sich nicht einmal selbst mögen..)“ [S. 73]
Viele Ablehnungsmaßnahmen werden auch in Form kurzer Beispiel-Dialoge abgefasst:
„Sie: sag mir ganz offen, was hältst du von mir? Sei wirklich ganz ehrlich.
Ablehnender: Ich denke, du bist sehr nett.
Sie: Nein, sag mir ganz genau, was du denkst. Ich bewundere Offenheit mehr als jede andere Eigenschaft.
Ablehnender: Also… Um ganz ehrlich zu sein, ich finde, Du benimmst dich zeitweise etwas neurotisch.
Sie: Ach ja! Und du hältst dich selbst wohl für perfekt?“ [S. 79]
Mir hat es große Freude gemacht durch diese Passagen der Selbstzerstörung zu flanieren – gleichzeitig fand ich die Momente am spannendsten in denen ich mein Verhalten oder das Verhalten anderer wiederentdeckt habe (vor dem Hintergrund der toxischen Wirkung, die es haben kann).
Solltest du Lust haben, dich explizit damit auseinanderzusetzen, wie du einzelne Elemente deines Lebens unattraktiver gestaltest als es sein müsste, kannst du ja mal reinschauen in dieses Buch – wenn du dich einfach nur amüsieren willst natürlich auch.. 😉
Hier findet sich das gesamte Buch zum anhören: https://youtu.be/BhGV6zVQ-tw