🌱 Grundverständnis von Gefühlen in der Gewaltfreien Kommunikation

Gefühle als Wegweiser:
Gefühle zeigen uns, ob unsere Bedürfnisse gerade erfüllt oder unerfüllt sind. Sie sind weder „gut“ noch „schlecht“, sondern eine Einladung zur Verbindung mit dem, was uns wirklich wichtig ist.

• Wenn ein Bedürfnis erfüllt ist, erleben wir angenehme Gefühle.
• Wenn es unerfüllt ist, tauchen eher schmerzhafte oder unangenehme Gefühle auf.

Verantwortung für unsere Gefühle:
Ich übernehme die volle Verantwortung für meine Gefühle.

• Die Ursache meiner Gefühle liegt nicht im Verhalten anderer, sondern in meinen eigenen Bedürfnissen.
• Das Verhalten anderer kann ein Auslöser sein – nicht aber die Ursache meiner Gefühle.

Gefühle sind im Körper spürbar:
Gefühle zeigen sich körperlich – durch Empfindungen wie Enge, Wärme, Zittern, Kribbeln usw. Achtsames Hineinspüren in den Körper hilft, Gefühle klarer zu erkennen.

🧠 Gefühle benennen – eine Einladung zur Selbstverbindung

In der GFK unterscheiden wir nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Gefühlen. Jedes Gefühl ist wertvoll, weil es uns hilft zu erkennen, was wir gerade brauchen.

📉 Gefühle bei unerfüllten Bedürfnissen (Auswahl):
Angst, Trauer, Wut / Ärger, Erschöpfung, Unruhe

📈 Gefühle bei erfüllten Bedürfnissen (Auswahl):
Freudig, zufrieden, lebendig, stolz, gestärkt, kraftvoll, verbunden

• Gefühle zeigen, was in uns lebendig ist.
• Sie helfen uns, sowohl Selbstempathie zu praktizieren als auch mit anderen in Verbindung zu kommen – durch ehrliche Mitteilungen und empathisches Zuhören.

💡 Hinweise für die Praxis

• Selbstempathie: Gefühle als Hinweis auf Bedürfnisse nutzen – statt sie zu bewerten.
• Klarheit beim Benennen: Statt „Ich fühle mich übergangen“, lieber: „Ich bin traurig, weil ich mir gehört werden wünsche.“
• Gefühle ≠ Gedanken: „Ich fühle, dass du unfair bist“ ist keine Gefühlsaussage, sondern eine Interpretation. Echte Gefühlssprache verbindet.

🧭 Bedürfnisse: Was ist mir wirklich wichtig?

Bedürfnisse sind der Kern unserer Gefühle.
Gefühle entstehen, wenn Bedürfnisse entweder erfüllt (→ Freude, Ruhe …) oder unerfüllt sind (→ Traurigkeit, Frustration …).
Sie sind wie ein innerer Kompass – sie zeigen uns, was gerade zählt.

Bedürfnisse sind universell und verbinden uns mit unserer Lebendigkeit.
Beispiele: Verbindung, Autonomie, Sicherheit, Sinn, Beitrag, Nähe, Spiel …

🔍 Wie erkenne ich ein Bedürfnis?

• Es ist unabhängig von bestimmten Personen, Orten oder Handlungen.
• Es beschreibt das „Warum“ hinter einem Gefühl – nicht das „Wie“.

🧩 Beispiel:

„Ich will, dass du zuhörst“ → Bedürfnis nach Gehörtwerden oder Verbindung

🎯 Bedürfnis ≠ Strategie

• Bedürfnis: Was ist mir wichtig? → z. B. Ruhe, Klarheit, Anerkennung
• Strategie: Wie kann ich es erfüllen? → z. B. Tee trinken, spazieren gehen, mit jemandem reden

❤️ Frage zur Selbstklärung:

Welches Bedürfnis ist in mir gerade erfüllt oder unerfüllt – und welches Gefühl weist mich darauf hin?

🙏 Was ist eine Bitte?

Eine Bitte ist ein konkreter, gegenwartsbezogener Wunsch, der freiwillig erfüllt werden kann. Sie ist kein Befehl, keine Forderung und keine versteckte Erwartung – sondern ein Ausdruck dessen, was dir gerade wichtig ist, in Verbindung mit einem Bedürfnis.

🎯 Ziel:

Räume für Verbindung, Kooperation oder Handlung zu schaffen, in denen Bedürfnisse erfüllt werden können – freiwillig und ohne Druck, Schuld oder Manipulation.

🔄 Zwei Richtungen für Bitten

🔎 Beide Formen nehmen Bedürfnisse ernst
→ Die Bitte nach außen fördert Kontakt.
→ Die Bitte nach innen unterstützt bewusste Selbstführung – z. B. statt impulsiv zu reagieren: „Kann ich mir einen Moment geben, bevor ich antworte?“

🧩 Drei Arten von Bitten

🔹 1. Handlungsbitte: z. B. „Wärst du bereit, das Fenster zu schließen?“

🔹 2. Beziehungsbitte: z. B. „Magst du mir sagen, wie du das gehört hast?“

🔹 3. Klärungsbitte: z. B. „Verstehe ich gerade, was in mir lebendig ist?“

🧱 Kriterien für eine GFK-Bitte

• konkret und beobachtbar
• bezieht sich auf die Gegenwart
• kann freiwillig erfüllt oder abgelehnt werden
• steht in Verbindung mit einem echten Bedürfnis

🧘🏽 Reflexionsfragen

• Richte ich die Bitte an mich oder an jemand anderen?
• Bin ich offen für ein Nein?
• Ist es wirklich eine Bitte – oder doch eine Forderung?

💬 Satzstarter

🤝 Erfüllte Bitten bringen Verbindung.
Unerfüllte laden zur Klärung und Tiefe ein. Auch ein Nein kann der Anfang für echtes Verstehen sein.